Heute ganz gemütlich – eine leichte Etappe erwartet uns. Wir schlafen richtig gut aus, frühstücken und brechen erst gegen Mittag auf. Es nieselt und ist deutlich kühler als am Vortag.

Auf der 16 km langen Etappe zum Álftavatn laufen wir zuerst durch begrünte Hügel, die an die schottischen Highlands erinnern…

… dann am Hattafellberg vorbei, wo wir eine kleine Pause machen.

Danach ändert sich die Landschaft und wir haben eine schwarze Ödnis um uns herum…

… oder eine Steinwüste, die aussieht wie hindrapiert.

Es fühlt sich hin und wieder an, als durchwandere man eine andere, unbekannte Welt. Immer wieder durchziehen breite Flüsse die Landschaft. Hier fließen immense Mengen Tauwasser von den Gletschern des Hochlandes in den Atlantik.

Mal über Brücken, mal über Steine hopsend überqueren wir die Flüsse und Flüsschen dieser sehr wasserreichen Etappe. Mehrmals müssen wir aber auch wieder unsere Füße ins kalte Wasser tauchen. 

Emstrur: Aquarellstifte auf DIN A 4 Aquarellpapier

Nun stehen wir hier an einem solcher Flüsse. Eine Brücke gibt es hier nicht, man muss zu Fuss durch. Kein ungefährliches Unterfangen, die Strömung ist stark, wie tief das Wasser ist lässt sich nur erahnen. Wir sind etwas ratlos, wo wir es versuchen sollen. Da entdecken wir einen jungen Mann, der sich ebenfalls gerade daran macht durch den Fluss zu waten. Er ist ein richtiger „Guide“ und kennt sich hier gut aus, wie sich herausstellt. „Das Wasser ist „nur“ etwa 80 cm tief, der Boden zwar steinig, aber mit der nötigen Ruhe alles kein Problem“, sagt er. Nochmal alles checken, ausziehen bis auf die Unterhose, Wanderschuhe an den Rucksack, Wasserschuhe an, Rucksack soweit lösen, dass man ihn im Falle eines Sturzes im Wasser schnell los wird. Dann geht es los. Zuerst geht „unser Guide“, wir schauen zu wo er quert und merken uns die Stelle. Dann gehe ich. Eiskalt ist das Wasser. Gegen die Strömung stütze ich mich mit einem unserer Wanderstöcke. Konzentriert mache ich Schritt um Schritt nach vorn, taste mit dem Fuß auf dem steinigen Grund nach Halt. Nicht mal eine Minute dauert die Querung, aber diese Minute zieht sich. Geschafft. Raus aus dem Wasser, abtrocknen. Gleichzeitig beginnt Steffen den Fluss zu durchwaten. Schließlich sind wir und unsere Rucksäcke heil drüben angekommen, der Adrenalinspiegel beginnt langsam wieder zu sinken, was für ein Abenteuer – wir haben darüber sogar vergessen Fotos zu machen. 🙂

Allmählich weicht die Kälte aus den Beinen und wir gehen weiter. Ein Drittel des Weges liegt noch vor uns. Die Landschaft wird wieder grüner, wir laufen über Bergwiesen mit blühenden Blümchen, hier und da durchzogen von kleinen Bächlein und sogar die Sonne kommt nochmal kurz raus.

Am frühen Abend sind wir am Ziel angekommen. Hütte und Zeltplatz liegen direkt am See Álftavatn („Singschwansee“) inmitten der Vulkanlandschaft. Pure nordische Hochlandidylle.

Ein lauschiges Plätzchen für unser Zelt ausgesucht, lassen wir den Tag langsam ausklingen.