Um 7 Uhr klingelt der Wecker, herrliches Wetter, dazu weht eine kühle Brise vom Meer herüber. Schnell Kaffee aus der Tüte und ein trockenes Irgendwas dazu, Zelt und Rucksäcke eingepackt – bald kommt der Geländebus, der uns nach Þórsmörk, Startpunkt der ersten Etappe unserer 4-tägigen Wanderung, bringen wird. Wir sind schon soooo gespannt!

Auf dem Weg ins Hochland fahren wir auch am Gletscher Eyjafjallajökull vorbei, dessen darunter liegende Vulkan, im Frühjahr 2010 letztmalig ausbrach und dabei den Flugverkehr in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas lahm legte.

„Die Landschaft hier oben ändert sich alle paar Jahre so grundlegend, dass man sie kaum wiedererkennt“, erzählt uns der Busfahrer. „Vor 2010 war hier ein Gletschersee, in diesen floss dann soviel Lava, dass er fast vollständig verdampft ist. Ein ganzer See ist so, in der kurzen Zeit, verschwunden. Und wer weiß, wie es hier in ein paar Jahren aussieht,“ sagt er.

Weiter geht’s. Hin und her schaukelt der Geländebus über Pisten und Schotterwege, die für uns kaum als solche auszumachen sind. Auch kleinere Flüsse müssen wir durchfahren, wenn man die Verwirbelungen des Wassers nicht zu deuten weiß und sich mit der Tiefe verschätzt, kann dabei auch schon mal der Laderaum geflutet werden. Unser Fahrer ist aber ein alter Hase und lenkt den Bus sicher durchs Terrain. Zwei mal hält er unterwegs an und bewahrt Touristen davor an der falschen Stelle zu queren. Immer wieder sehen wir Schilder, auf denen empfindliche Geldstrafen angedroht werden, falls man mit einem nicht geländegängigen Fahrzeug liegen bleibt und befreit werden muss.

Wir sind da! Fast sommerlich ist das Wetter jetzt, strahlender Sonnenschein, ein laues Lüftchen, 24 Grad, am Zeltplatz neben der Bushaltestelle liegen Wanderer in der Sonne – das fühlt sich gar nicht so rau an, wie wir erwartet haben. Also erstmal alle Klamotten runter, bis auf Hose und Shirt, Rucksäcke auf und los geht’s. 15 km liegen vor uns bis zum nächsten Campingplatz „Emstrur“.

Thorsmork heißt übersetzt Thors Wald, freilich verstehen wir, Westeuropäer, unter „Wald“ etwas mehr, als die paar hundert spillrigen Birkenstämmchen, aber in Island braucht so ein Mini-Wäldchen 200 Jahre, um diese Größe zu erreichen.

Und bald ist es ganz vorbei mit den Bäumen. Das Landschaftsbild ändert sich und es wird isländischer 🙂

Wir kommen zum ersten Fluss, den es zu queren gilt. Na ja, eher ein Rinnsal im Moment, kaum tiefer als 20 cm, aber dafür breit und sehr sehr kalt!

🟢 Krossá: Aquarellstifte auf DIN A 4 Aquarellpapier

Man hat augenblicklich kein Gefühl mehr im Fuss, sobald man ins Wasser tritt, dafür tut es richtig weh, wenn der Fuß an Land wieder „auftaut“.

Hinter dem Fluss verliert sich das Grün allmählich und es geht aufwärts, karster wird die Landschaft.

Wir merken langsam die Last der Rucksäcke und wie ungeübt wir sind. Trotzdem macht die Strecke einen Riesenspaß!

„Oh, erst zwei Drittel“, sagt Steffen, wegen ihm könnten wir ruhig schon da sein. Oh je, denke ich, Steffen scheint es nicht genauso zu gehen wie mir. Hmm…

Tatsächlich ist der Weg gerade auf den letzten 3 km nochmal ganz schön anspruchsvoll.

Zwei Stellen sind etwas ausgesetzt und es sind Taue angebracht, an denen man sich festhalten kann, um den Halt nicht zu verlieren. Und zu guter letzt gilt es einen steilen und rutschigen Berg zu überwinden. Die Beine fühlen sich schwer an. Wir keuchen.

Angekommen! Wir sind fast zu geschafft, um unser Zelt ordentlich im steinigen Boden zu verankern. Wir reden kaum, zu anstrengend alles. Aber als das Zelt erst steht, jeder ´ne Nudelsuppe und ´nen Müsliriegel intus hat, haben wir wieder etwas Energie und können uns sogar noch aufraffen zu duschen. Das tut gut! Ein bisschen schauen wir noch aus dem Zelt auf die Landschaft, dann geht’s ab in die Schlafsäcke. Vor dem Schlafen liest Steffen in seinem Buch und ich schreibe ein paar Notizen in mein Reisetagebuch.