Tag 6: Wasseralm - Berchtesgaden (8.30 Std. / ↑ 800 ↓ 1380)

Nach dem Frühstück steige ich in meine Wanderschuhe und wir gehen los – ca. 1000 m halte ich noch durch dann fällt mein Plan, noch zwei Tage durchhalten, gänzlich in sich zusammen und ich muss endlich akzeptieren, dass ich nicht weiter gehen kann!  Detlef und ich vereinbaren, noch zusammen bis zum Kärlingerhaus zu gehen, wo ich bleiben werde, um am nächsten Tag ins Tal abzusteigen. Das Gefühl der Niederlage trifft mich mit voller Wucht! Ich kann es kaum glauben, dass ich die Tour, nach nur 6 Tagen, abbrechen muss.

Schwermütig gehe ich weiter, zum Glück ist der Weg recht einfach, für mich und meine Zehen aber dennoch eine Herausforderung. Von der Umgebung bekomme ich an diesem Tag nicht viel mit. 

Hier passieren wir den Grünsee (1474m).

Wir laufen weiter durch einen Wald und dann steil hinauf über wenig vertrauenserweckende Holztreppen und Stufen.

Nach 4 Stunden erreichen wir das Kärlingerhaus. Die Freude, es für heute geschafft zu haben, mischt sich mit der bitteren Enttäuschung darüber versagt zu haben. Schnell zur Hütte. Doch die bleibt mir, zu meiner großen Überraschung, verwehrt! „Ohne Reservierung? Völlig unmöglich!“, teilt mir der Wirt unwirsch und unfreundlich mit, ich hätte ja Vorstellungen! Ich verweise verdattert auf meine DAV-Mitgliedschaft und auf den Umstand, dass ich verletzt sei und nicht weitergehen könne. Zumindest ein Notplatz müsse er mir doch anbieten. Er müsse überhaupt nichts, erwidert der Wirt und wendet sich ab. Fast mit Tränen in den Augen verabschiede ich mich von Detlef, der weiter zur Ingolstädter Hütte geht. Ich muss auch weiter, eine lange Pause kann ich nicht machen, es ist noch ein ziemlicher Weg ins Tal über die Saugasse nach St. Bartalomäo, von wo um 18 Uhr die letzte Fähre nach Schönau am Königssee ablegt. Um die zu erreichen muss ich mich jetzt beeilen!

Der Abstieg ist einfach furchtbar. Steil und unwegsam geht es runter, jeder Schritt ist wie ein Schlag auf meine malträtierten Zehen. Ich bin abwechselnd wütend auf den Wirt und auch auf mich selbst, nicht viel früher reagiert zu haben. Gleichzeitig zwinge ich mich zur Konzentration, jetzt bloß keinen Fehler machen! 

Endlich ist der Abstieg geschafft und ich liege gut in der Zeit. Erleichtert darüber das Gröbste hinter mir zu haben gehe ich durch den Wald weiter.

Nur ganz wenige und kurze Pausen mache ich für 3-4 Fotos auf dem Weg. Dann stelle ich fest, dass ich noch einen weiteren Abstieg bewältigen muss. Ich könnte schreien vor Frust!

20 Minuten vor der letzten Abfahrt erwische ich noch die Fähre. In Schönau am Königssee kaufe ich mir die erstbesten Badelatschen, nur raus aus diesen zu Schraubzwingen mutierten Wanderschuhen! Beim Essen rufe ich in Berchtesgaden die Unterkunft an in der ich schon vor ein paar Tagen übernachtet habe. Wenigsten hier bin ich erfolgreich und bekomme das gleiche Zimmer mit dem Balkon und dem Blick auf den Watzmann.

AAAAAAUUUUUUAAAAAA!!!!!